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Das Börkum-Budje

Bloot bi Sünnenschien! Von April bis Oktober steht das Budje gegenüber dem idyllischen Café Ostland. Hier könnt ihr unsere gesamte Produktpalette sowie ausgesuchte nachhaltige, regional gefertigte Erzeugnisse finden. Wir freuen uns schon darauf, euch persönlich kennen zu lernen!

Von der Idee in die Entwurfsphase

Als Anfang Mai ‘21 die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer eine kleine Badekarre als mobilen Beobachtungs- und Informationspunkt an den Strand stellte, und ich sie kurz darauf entdeckte, habe ich mich direkt verliebt. „So eine will ich auch!“ schoß es mir durch den Kopf. Und da war sie da, die Idee.

Persönlich die eigenen Produkte anzubieten war uns nach der Pandemie mit Kontaktsperren und Arbeit im Home-Office ein Bedürfnis. Aber wie und wo? Ladenlokal mieten? Keine Option. Flexibilität war uns wichtig. Und dann kam der Tag, an dem ich bei einem Ritt zum Strand auf diese kleine blaue Badekarre vom Nationalpark gestoßen bin. So hübsch! Ein echter Hingucker! Ein paar Tage später war ich bereits bei Helmut Byl in der Tischlerei. Auf die typischen Speichenräder musste leider verzichtet werden, denn dadurch wäre der Karrenboden und entsprechend das Verkaufsfenster so hoch geworden, dass man mit einem Podest hätte arbeiten müssen. Auch der Transport einer Badekarre nach historischen Plänen, so wie sie noch heute von der Tischlerei Byl gefertigt werden, ist schwierig und nicht ohne Anhänger zu bewerkstelligen. Also eine Badekarre auf Grundlage von einem Einachser-Anhänger. Der Anhänger war nach kurzer Zeit auch gefunden und jetzt konnten die ersten maßstabsgerechten Entwürfe erstellt werden – in enger Abstimmung mit dem Team der Tischlerei und dem Traum, noch in der Saison 2021 mit dem Budje an den Start zu gehen.

 

Tischlerei Byl beim Budje-Bau

Die Wände und die aufwendig gearbeitete Dachkonstruktion konnten in der Werkstatt gefertigt werden. Die Montage auf das Untergestell, also dem Anhänger, musste im Innenhof der Tischlerei passieren, denn das Budje war ganze 15 cm höher als die Werkstatttore. Das dauerte auch nicht lange, da waren die Seitenteile montiert und das Dach konnte mit einem Kran aufgesetzt werden. Dannach folgte das Einsetzen von Tür und Fenster. Die typische Badekarrentreppe wurde angepasst und der Innenausbau lief meist schon parallel. Ich kam oft vorbei, um Details zu besprechen, Probe zu sitzen, um die Breite von Arbeitsflächen abzuschätzen oder einfach nur um bei der Entstehung zuzusehen. Und damit war ich nicht alleine. Fast täglich kamen Gäste auf den Hof, um sich die mobile Badekarre anzusehen. Noch nicht mal fertig und schon ein kleiner Publikumsmagnet. So richtig schön wurde das Budje mit dem ersten Anstrich. Natürlich ganz traditionell in Rot. Die letzten Arbeitsschritte liefen Schlag auf Schlag. Inzwischen wurde auch das Dach mit Solar Panels bestückt, Leitungen gezogen, Lampen installiert und dann kam der Tag, an dem die letzten Handgriffe erledt waren. Das Budje wurde auf die Straße gezogen, angehängt und dann ging es ganz vorsichtig ab ins Ostland, wo die bereits fertig gepflasterte Stellfläche auf uns zu warten schien.

 

Paralell zum Budje-Bau musste die Frage nach dem Standort geklärt werden. Von Anfang an hatten wir das Ostland im Kopf und als Christoph Michaelsen uns dann eine Stellfläche gegenüber vom Café Ostland anbot, waren wir mehr als glücklich. Wir durften nicht nur die Fläche pflastern, sondern auch noch eine kleine Zuwegung anlegen. Perfekt!

Zur Feier ‘n Beier

Wat moij! Tischlerei Byl kam gefühlt mit der ganzen Mannschaft und auch alle anderen, die irgendwie mit bei Planung, Bau und dem Drumrum beteiligt waren, kamen, um zu gratulieren. Auch Freunde ließen es sich nehmen an einem der letzten warmen Tage in dem Jahr ins Ostland zu kommen, um mit uns zu feiern. Meine Ansprache „up Börkumer Platt“ wurde, stellvertretend für Jan Schneeberg, von Christoph Müller mit viel Humor ins Hochdeutsch übersetzt. KW und Wilfried begleiteten den Abend mit Musik und so haben wir bis spät in die Nacht gesungen, getrunken und gelacht. An einem der kommenden Tage kam eine Dame zu mir ans Budje und erzählte, dass vor einiger Zeit abends eine Veranstaltung am Budje gewesen war, wo so schöne Musik gespielt wurde und fragte, ob und wann das denn wieder stattfinden würde...

 

Nachdem wir das Budje gemütlich eingerichtet, unser Sortiment ansprechend eindekoriert und die ersten Wochen erfolgreich hinter uns gebracht hatten, wurden Beteiligte und Freunde zu einer kleinen Eröffnungsfeier eingeladen.

Budjen blot bi Sünnenschien

Es ist im Grunde keine Arbeit, eher ein Vergnügen! Budjen gehe ich von April bis Oktober, nachmittags und nur bei schönstem Wetter. Hier habe ich Zeit unsere Borkumgäste mal persönlich kennnen zu lernen. Aber auch Freunde und Bekannte kommen vorbei, denn am Budje gibt es immer nette Gespräche, viele uk up Platt. Fast jeder freut sich darüber, dass wir versuchen das Börkumer Platt zu bewahren und zu beleben. Oft wird von der eigenen Mundart erzählt und dass damals mit den Kindern nur auf Hochdeutsch gesprochen wurde, damit sie in der Schule nicht durcheinander kommen. Heute ist es erwiesen, dass, wenn man zweisprachig aufwächst, man schneller einen Zugang zu anderen Fremdsprachen findet. Gerne rege ich dann an, dass wieder öfter mit den Kindern oder Enkelkindern Platt gesprochen werden soll. Da kam auch mal ein sprachbegeisterter Herr ans Budje und zitierte einen Text aus dem 9. Jahrhundert! Das war fantastisch! Ich konnte nichts verstehen, aber die damals in Deutschland gesprochene Sprache nach Jahrhunderten noch zu hören, war wirklich beeindruckend. Da kam im ersten Budje-Jahr eine Dame ans Budje und fragte, ob wir auch Malbücher hätten. „Noch nicht.“ antwortete ich. Im Dezember war „Frou Bientje in d’ Sünnenschien“ fertig.

Von April bis Oktober ist unser Budje gegenüber dem Café Ostland geöffnet, allerdings nur nachmittags und bei Sonnenschein! Aber dann muss auch noch die Windrichtung stimmen, denn sonst wehen unsere Postkarten bis Duala.